VOGUE hat Expertinnen gefragt was hinter der Hautkrankheit Rosacea steckt und wie sich mit ihr leben lässt
Hilfe bei Rosacea

Rosacea: Symptome, Behandlung & Expert:innentipps zum Umgang mit der Hautkrankheit

VOGUE hat Expert:innen gefragt, was hinter der Hautkrankheit Rosacea steckt und wie sich mit ihr leben lässtGetty Images

Mit rund vier Millionen Erkrankungen ist Rosacea eine der häufigsten Hautkrankheiten in Deutschland. VOGUE hat sich mit Expert:innen unterhalten und geklärt, was Betroffene tun können.

Viele Menschen leiden unter Rosacea – was hinter der Hautkrankheit steckt und wie die richtige Pflege aussieht.

In stressigen Situationen, beim Sport oder auch bei Aufregung oder schlichtweg unter heißen Sommertemperaturen macht sich die Anstrengung des Körpers oftmals durch ein errötetes Gesicht bemerkbar. Doch was, wenn die Rötungen nicht mehr verschwinden, sondern von Dauer sind? Dies ist mitunter ein Erscheinungsbild der Hautkrankheit Rosacea, unter der in Deutschland rund vier Millionen Menschen leiden – nicht nur physisch, sondern als Folge oftmals auch psychisch. Cameron Diaz sprach etwa bereits über die Krankheit, die auch ihre Haut befallen hat, und auch Lena Dunham wandte sich an die Öffentlichkeit und sprach offen über ihre Rosacea-Erkrankung, die quasi über Nacht plötzlich auf ihrer Haut auftrat.

Was ist Rosacea?

Bei Rosacea handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Gesichtshaut, die vermehrt im Erwachsenenalter auftritt und dann primär "an den konvexen Bereichen des Gesichts, also den Wangen, dem Nasenrücken, der Stirn und dem Kinn auftaucht", erklärt Professor Volker Steinkraus, Leiter des Dermatologikums Hamburg, der an seinem Institut eine eigene Rosacea-Sprechstunde betreut. Kleine Äderchen werden sichtbar und lassen Hautrötungen im Gesicht erscheinen. Zudem können die entzündeten Hautstellen bei Erkrankten zu Papeln und Pusteln führen, wonach Rosacea optisch auch an Akne erinnert. Prof. Steinkraus erklärt: "Treten gleiche Symptome an Dekolleté oder Rücken auf, kann es keine Rosacea sein, sondern wahrscheinlich eher eine Form von Akne."

Der Experte: Professor Volker Steinkraus, Leiter des Dermatologikums Hamburg und Mitglied der "Deutschen Rosazea Hilfe"

Martin Zitzlaff
Die drei Stadien der Rosacea

Der Name Rosacea leitet sich von dem lateinischen Wort für Rose ab und spielt auf die Symptome an: die erweiterten roten Äderchen, durch die das Gesicht stetig errötet wirkt. Im zweiten Stadium der Krankheit kommen kleine Pusteln und Entzündungen der Haut hinzu. Das dritte Stadium ist geprägt durch Verdickungen der Talgdrüsen (einem sogenannten Rhinophym), besonders auf der Nase.

  • Stadium 1: Rosacea erythematosa-teleangiectatica oder auch Couperose – gerötete Haut, vermehrt in der Gesichtsmitte, Erweiterung der Blutgefäße sowie Reizungen in Form von Jucken oder Brennen
  • Stadium 2: Rosacea papulopustulosa – zusätzlich zu den oben genannten Hautreaktionen entstehen Papeln und Pusteln auf der Gesichtshaut
  • Stadium 3: Rosacea hypertrophica – Ödeme, Veränderungen von Bindegewebe und Talgdrüsen, Entzündungen treten auf, Hautveränderungen an der Nase

Was kann bei Rosacea helfen?

Gerade im ersten Stadium der Krankheit hat sich für die Behandlung eine Lasermethode bewährt, bei der in zwei bis drei Sitzungen die erweiterten Gefäße im Gesicht mittels Licht verschweißt werden. "Da die Krankheit chronisch ist, können die Symptome natürlich wiederkommen, aber ein bis zwei Jahre hat man dank des Lasers Ruhe – und kann die Behandlung dann wiederholen", sagt der Experte, Professor Volker Steinkraus.

Bei stärkeren Symptomen wird auf anti-entzündliche und auch antibiotische Cremes gesetzt, die in einer "Tandembehandlung" morgens und abends aufgetragen werden. So greifen Dermatolog:innen oft auch auf medizinische Lotionen oder Medikamente zurück, die mit Azelainsäure, Ivermectin oder Metronidazol angereichert sind. Der Wirkstoff Isotretinoin hingegen wird ausschließlich bei starken Akne-Erkrankungen in Betracht gezogen, da er etliche Nebenwirkungen hervorrufen kann und Risiken birgt.

Tipps, um einen Rosacea-Schub vorzubeugen

Um einen Rosacea-Schub vorzubeugen, können Betroffene Folgendes beachten:

Tipps für die Ernährung

  • Alkoholkonsum vermeiden
  • Auf Heißgetränke verzichten
  • Milde statt scharfe Gerichte und Gewürze verzehren
  • Auf fettreiches Fleisch verzichten
  • Konsum von Weizenprodukten verringern
  • Milchprodukte weglassen
  • Bitterstoffe zu sich nehmen: beispielsweise in Spinat, Artischocke, Olive, Aubergine, Chicoree, Rucola oder in Form von Bittertropfen
  • Probiotika in die Ernährung aufnehmen
  • Auf entzündungshemmende Nahrungsmittel wie beispielsweise Beeren, Brokkoli oder Paprika setzen
  • Auf zuckerarme Ernährung achten

Tipps für den Alltag

  • Intervallfasten: verschiedene Methoden – 16:8, 5:2 oder 1:1
  • Bewegung ohne starke Belastung: Spaziergang, Brustschwimmen oder Fahrrad fahren
  • Sonneneinstrahlung, Hitze, Wind sowie warme und kalte Luft vermeiden
  • Keine Saunagänge oder kosmetische Behandlung mit Hitzeaussetzung der Haut

Welche Sonnencreme kann man bei Rosacea verwenden?

Die Sonne und starke Hitze sind einer der häufigsten Auslöser eines Schubs der Rosacea, da sie die Äderchen der Haut zusätzlich weiten. Demnach sollten Betroffene ausgiebige Sonnenbäder vermeiden und einen Sonnenschutz mit mindestens LSF 30 oder höher verwenden. Außerdem empfiehlt es sich, auf eine Sonnencreme mit milden Inhaltsstoffen für sensible Haut oder speziell auf Sonnencreme für Rosacea zu setzen.

Welche Cremes und Pflegeprodukte kann man Rosacea benutzen?

Ergänzend zu entsprechenden Cremes des Dermatolog:innen sollte bei der Hautpflege auf die Inhaltsstoffe geachtet werden: Produkte mit ätherischen Ölen regen beispielsweise den Stoffwechsel an, wodurch sich die Gefäße der Haut weiten und ein Rosacea-Schub wahrscheinlicher wird. Auch bei Anti-aging-Produkten ist Vorsicht geboten, da das dort oftmals enthaltene Vitamin A (Retinol) die Haut zusätzlich reizt. Und wer seine Haut exfolieren möchte, sollte wegen ihrer Sanftheit ausschließlich Enzym-Peelings verwenden. Achten Sie zudem darauf, dass die Pflegeprodukte ohne Alkohol oder Parfum angereichert sind und stattdessen "rosacea-sensible" Inhaltsstoffe wie Glycerin oder Silikon enthalten. Auch Naturkosmetik sollte vor großflächiger Anwendung zuerst an einer kleinen Hautstelle getestet werden, da diese vermehrt ätherische Öle und Alkohole enthalten kann, die als hautreizend gelten.

Rosacea: Tipps zu Make-up und Inhaltsstoffen

Auch bei der Wahl des richtigen Make-ups gilt die gleiche Regel wie bei der Hautpflege: hautreizende Inhaltsstoffe auslassen.

Milde Produkte verwenden

Auf Alkohol, Menthol, Kampfer, Parfum, Farb- und Konservierungsstoffe und ölhaltige Zusätze sollte verzichtet werden. Mit diesen Einschränkungen rät Anna-Christina Patz, Chef-Kosmetikerin des Skin Biology Centers in Hamburg, am besten Make-up auf mineralischer Basis zu verwenden, da dieses besonders gut verträglich ist.

Auf natürliche Töne setzen

Während früher zu grünstichigen Make-up-Produkten geraten wurde, da dies die Komplementärfarbe zu Rot ist, rät, die Expertin davon ab: "Die Haut kann dadurch schnell fahl wirken, warum ich eher ein Make-up im natürlichen Hautton empfehle," so Patz.

Sanfte Make-up-Tools nutzen

Beim Schminken sollten Sie am besten einen sanften Schwamm oder die Finger verwenden und das Make-up auftupfen. Es also vorsichtig in die Haut einklopfen und nicht einreiben, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen. Vor dem Schminken zudem darauf achten, Hände und Make-up-Tools gründlich zu reinigen.

Was sind Auslöser für Rosacea?

Die Ursachen von Rosacea sind nicht allgemeingültig erfasst. Dennoch lässt sich sagen, dass Faktoren wie Genetik, Immunsystem, Ernährung, Stress, falsche Kosmetikprodukte, Medikamente und Wetterbedingungen eine Rolle spielen und zum Ausbruch von sogenannten Schüben beitragen.

Bei Rosacea handelt es sich um eine Erkrankung der Haut, die sich meist in Rötungen und Entzündungen äußert und durch die Haarbalgmilbe ausgelöst wird – diese ist bei Betroffenen vermehrt auf der Derma zu finden und sorgt für die Hautreaktionen.

Zudem ist bekannt, dass die mit Rosacea einhergehenden Hautreizungen mit einer Störung des Immunsystems zu tun haben können: bestimmte Peptide sorgen für das Gefäßwachstum und funktionieren zur Bekämpfung von Bakterien und Keimen. Bei Betroffenen verursachen sie hingegen entzündliche Hautreaktionen.

Auch ein entzündetes Nervensystem kann mit Rosacea zusammenhängen: So sorgen die Nerven dafür, dass sich die Gefäße bei Temperaturschwankungen weiten und schließen. Bei Betroffenen bleiben diese Gefäße durch eine Störung des Systems jedoch geweitet.

Eine dänische Studie konnte aufzeigen, dass auch Erkrankungen des Darms mit Rosacea in Verbindung stehen können, wonach Betroffenen mitunter empfohlen wird, auf gewisse Lebensmittel zu verzichten, um die Darmflora nicht zu belasten.

Wie lässt sich herausfinden, ob man Rosacea hat?

Sollten Sie unter Hautproblemen und an rosacea-ähnlichen Symptomen leiden, ist es wichtig, dass diese nicht selbst diagnostiziert werden. Vereinbaren Sie einen Termin bei eine:r Dermatolog:in, um einen fachlichen Rat einzuholen. Die Untersuchung verläuft üblicherweise mit einer Blickdiagnose, im seltenen Fall wird eine Biopsie vorgenommen.

Kann Rosacea auch wieder verschwinden?

Im Gegensatz zu Akne ist Rosazea nicht heilbar, sondern eine chronische Krankheit, die in Schüben und vor allem bei nordischen Hauttypen auftritt (weswegen sie auch als "Fluch der Kelten" bezeichnet wird). Professor Steinkraus betont, dass vor allem das dritte Stadium heutzutage nur noch sehr selten vorkommt, auch, da es mittlerweile zahlreiche Behandlungsmethoden für Rosacea gibt und die Krankheit öfter frühzeitig erkannt wird.

Sowohl der Dermatologe, als auch die Kosmetikerin sind sich einig, dass sich eine Rosacea mit den mittlerweile umfassend bestehenden Behandlungsmethoden gut in den Griff kriegen lässt. Nur die Disziplin muss dann von den Betroffenen selbst kommen.

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