Um zu verstehen, wie sich Markus Scheer die Zukunft seines Unternehmens vorstellt, muss man zunächst einmal abwärts mit ihm. Eine steile Treppe führt aus dem Erdgeschoss des Wiener Maßschuhmachers Rudolf Scheer & Söhne hinab in den Keller. Dort, im ehemaligen Kohlebunker der Werkstatt, ist seit Kurzem ein kleines Museum untergebracht. Kühl ist es in dem langen, schmalen Gewölbe, dunkel auch. Erst am Ende des Raumes befindet sich etwas Licht, man erkennt erst von unten angestrahlte Regalbretter und dann auch, darauf gebettet, die Schätze der mehr als 200 Jahre alten Manufaktur: die Schuhleisten der Reichen und Mächtigen. Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm gehörten zu den Kunden von Scheer, König Georg der I. und II., auch der Schriftsteller Franz Kafka und der Maler Jörg Immendorff.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Markus Scheer führt das Unternehmen in der siebten Generation. Wie schon sein Urgroßvater und Großvater zählt er zu den besten Schuhmachern der Welt. Wer ein Paar kaufen möchte, fährt für bis zu vier Anproben nach Wien, wartet bis zu einem Jahr auf die Anfertigung und bezahlt bei Übergabe rund 5000 Euro. Zumindest beim ersten Paar. Danach wird es etwas günstiger. Und trotzdem kommen Scheers Kunden aus der ganzen Welt zu ihm. Manche seit Generationen.
Um dieses wertvolle Erbe zu bewahren und zu ehren, hat Scheer das Museum eröffnet. Und in der Mitte des Raumes eine lange Tafel platziert. Dort finden mit Blick auf die Leisten der berühmtesten Kunden von einst feine Abendessen für die besten Kunden von heute statt. Um ihnen was Anständiges auftischen zu können, lädt Scheer regelmäßig Sterneköche in seine Manufaktur ein. Diese Festessen sind aber nur ein Teil seines Masterplans, mit dem er das Familienunternehmen für die nächste Generation bereit machen will.
Natürlich bleiben die feinen Schuhe das Herzstück der Manufaktur und der Marke. Doch um das Traditionshandwerk herum baut Scheer weitere Geschäftszweige auf. Er hat ein Buch geschrieben und verkauft im Ladenlokal unter der Manufaktur auch handgemachte Taschen und Gürtel. Dafür hat er extra einen der letzten Täschner Österreichs eingestellt. Reich wird er durch die Diversifizierung seiner Aktivitäten nicht. Doch das ist auch nicht sein Ziel. Scheer geht es vor allem um die Konservierung und Pflege kostbaren Handwerkerwissens.
Die Anreisen, das lange Warten und der hohe Preis: All das wirkt aus der Zeit gefallen in einer Überflussgesellschaft, die sich daran gewöhnt hat, alles sofort und günstig zu bekommen. Und sind Schuhe nicht außerdem zu einem leicht vergänglichen Accessoire geworden – zu einem Kleidungsstück, das buchstäblich mit der Mode geht und sich jede Saison neu erfinden muss? Wer kauft sich heute noch ein Paar Schuhe, das ein Leben lang halten soll?
Mehr Menschen, als man denkt. Und so hat sich neben den alteingesessenen Wiener Meistern, Rudolf Scheer und Ludwig Reiter, in den vergangenen Jahren eine neue Generation an Schuhmachern etabliert, die die Tradition des klassischen Handwerks ins 21. Jahrhundert tragen. Kay Gundlack etwa, berühmt für seine rockigen Lederstiefel, die der Popgeiger David Garrett trägt. Oder die Berliner Maßschuhmacherei Hennemann und Braun, gegründet von einer studierten Politikwissenschaftlerin und ehemaligen Topmanagerin, die unkonventionelle Materialien wie Fahrradschläuche oder Lachsleder verwendet. Sie alle profitieren von der Liebe zum Manufactum-Produkt, an dessen Etikett nicht nur ein Preis, sondern auch Nostalgie und Ursprünglichkeit kleben. Man kennt das: Die besondere Haptik eines selbst gemachten Papiers oder die nicht perfekte Oberfläche einer handgetöpferten Vase lösen vor allem in Berlin und Hamburg romantische Gefühle aus. „Das Bedürfnis nach individualisiertem Konsum ist ein allgemeiner Trend“, bestätigt Ina Köhler, die an der Akademie Mode & Design (AMD) in Düsseldorf lehrt. Viele Konsumenten sehnten sich „nach wertstabilen und langlebigen Produkten“, für die sie auch bereit seien, mehr Geld auszugeben. Laut einer Umfrage des Datenportals Statista würden 39 Prozent der Befragten für besonders gute Schuhe einen stattlichen Preis zahlen.