Ende einer Ära Hongkongs Börsenparkett schließt

Der Parketthandel symbolisierte den Aufstieg Hongkongs zum Finanzzentrum. Jetzt wird er zum Opfer der Digitalisierung.

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Ein Börsenhändler schaut in einem Brokerhaus in Peking (China) zur Kursanzeige Quelle: dpa

Auf dem einzigen verbliebenen Börsenparkett in Hongkong werden die letzten Orders abgewickelt. Die Aktienbörse wird den Handelssaal zum Monatsende schließen.

Für den Händler Yip Wing-Keung war Freitag der letzte Tag auf dem Parkett. Er zieht schon vor der Schließung aus. „Ich empfinde Traurigkeit und Bedauern“, sagte Yip, der seit der Eröffnung des Handelssaals 1986 dort als Händler arbeitete. „Hongkong gehört zu den Finanzzentren der Welt, aber wenn wir nicht mehr den Aktienhandelssaal haben, wird das etwas traurig sein.“

Die Schließung ist das Ende einer Ära für den Aktienmarkt, der den Aufstieg der Stadt als asiatisches Finanzzentrum symbolisiert. Die Handelsaktivität auf dem Parkett war immer weiter geschrumpft, während der Aktienhandel computerisiert wurde.

Die Parketthändler hätten gegen die Schließungspläne des Börsenbetreibers Hong Kong Exchanges & Clearing protestiert, erzählte Yip. Sie hätten einen Protestbrief an die Regierung geschickt, doch es sei vergeblich gewesen. „Die Zeiten ändern sich und wir können es nicht stoppen“, sagte er.

Die Hongkonger Börse, die drittgrößte Asiens nach Handelsvolumen, folgt ihren Wettbewerbern in Tokio, Singapur und London, die ihr Börsenparkett auch abgeschafft haben. In den USA dient der Handel an der New York Stock Exchange weiterhin als Hintergrund für Fernsehberichte.

Die Hongkonger Börse beendete 2014 die Veröffentlichung von Statistiken für den Parketthandel, als auf diesen weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes entfiel. Der meiste Handel läuft elektronisch.

In den 1980ern und 1990ern standen in der Halle mehr als 900 Handelstische. Laut jüngster Zählung der Börse waren nur noch 62 Tische vermietet und durchschnittlich 30 Händler waren pro Tag vor Ort. Bei einem Besuch der Halle vor wenigen Tagen waren noch sieben Händler zu sehen.

Auch während der Hochzeit des Parketthandels wurde dieser von Computern unterstützt, aber die Händler mussten laut Yip noch miteinander sprechen, um die Transaktion durchzuführen - telefonisch oder persönlich, je nachdem, wie weit entfernt sie voneinander saßen. „Wenn sie zu weit entfernt waren, musste man die interne Telefonverbindung nutzen, aber wenn man nicht durchkam, musste man zu ihnen hinüberrennen“, erzählte Yip. „Daher sah man viele Leute hin- und herrennen.“

Künftig wird Yip seine Aufträge nur in seinen Computer eintippen.

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