Gamescom Eine Nation vor dem Bildschirm

Besucherrekorde, mehr Aussteller, mehr Spiele: Auf der Computerspielemesse Gamescom in Köln ist der Boom der Computerspiele-Branche hautnah zu erleben. Deutschland ist Daddel-Land geworden.

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Gamescom: Eine Nation vor dem Bildschirm. Quelle: AP

Auf der Gamescom, Halle 10.1, gibt es erst einmal ein Erdbeben. So jedenfalls sieht es aus, als sich Besucher Johannes Sturm auf einen Stuhl setzt, eine Virtual-Reality-Brille aufsetzt - und dann kräftig durchgeschüttelt wird. Der 23-Jährige macht eine virtuelle Achterbahnfahrt - und zeigt sich nachher sichtlich beeindruckt: “Das war irre”, sagt er, “ich hätte nicht gedacht, wie realistisch das ist.”

Virtual Reality ist eines der Trendthemen der größten Computerspielemesse der Welt, und Sturm, der extra aus Regensburg angereist ist, ist einer von 350.000 Spielefans, die die Messe bis Samstag erwartet - mehr denn je. Auch die Ausstellerfläche ist wieder gewachsen: Zehn Hallen, 900 Aussteller, 50 Länder, die vertreten sind.

Die Branche boomt: Mehr als 109 Milliarden Dollar Umsatz prophezeien die Marktforscher von Newzoo für das Jahr 2017. Im Jahr 2020 sollen es etwa 129 Milliarden Dollar sein. Damit ist die Gamesbranche weit größer als Hollywood (Kinokassenerlöse: 40 Milliarden Dollar) - und, wie viele sagen, inzwischen auch kreativer.

Längst hat sich die Branche von ihrem Klischee-Klientel emanzipiert - dem 16-jährigen männlichen Spiele-Nerd, der nach der Schule sofort für Stunden hinter dem Bildschirm verschwindet. 2,2 Milliarden Menschen weltweit zocken - in Deutschland sind es etwa 34,1 Millionen Spieler, fast die Hälfte davon sind Frauen. Computerspiele sind zur Massenunterhaltung geworden.

„Gespielt wird in allen Altersklassen und gesellschaftlichen Schichten”, sagt Maximilian Schenk, ehemaliger Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). “Games haben sich als Unterhaltungs- und Kulturmedium fest etabliert.“ Besonders die Älteren haben in den vergangenen Jahren Geschmack am Daddeln gefunden: Jeder vierte Gamer in Deutschland ist 50 Jahre und älter.

Auf welchem Gerät die Menschen am meisten für Spiele ausgeben

Was vor allem an der Verbreitung der Smartphones liegt, auf denen unterhaltsame Spiele für Zwischendurch längst die App-Stores dominieren. Allein das Spiel Monster Strike vom chinesischen Studio Tencent Games machte 2016 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar - so viel wie bisher nur zwölf Hollywood-Filme in den Kinos einspielten.  “Es ist beeindruckend, wie schnell die Branche mobile Plattformen erobert hat”, sagt Peter Warman, Chef von Newzoo.

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