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OWL

Landwirte befürchten Ernteeinbußen wegen des trockenen Frühlings

Geringe Niederschläge reichen nicht, um Getreide ausreichend mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen

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Wunsch nach Regen: Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst veranschaulicht das aktuelle Dilemma der Bauern. | © Tyler Larkin

Wunsch nach Regen: Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst veranschaulicht das aktuelle Dilemma der Bauern. | © Tyler Larkin

28.05.2015 | 28.05.2015, 06:00

Bielefeld. Die Landwirtschaft in Ostwestfalen-Lippe ächzt unter der Trockenheit der Böden. Die vereinzelt niedergehenden Schauer reichen bei weitem nicht, um besonders das derzeit wachsende Getreide ausreichend mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Ernteeinbußen sind schon jetzt nicht mehr zu verhindern.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) beobachtet diese Entwicklung mit wachsender Sorge. "Die letzten großen Regenmengen hatten wir im März. Im April und Mai hatten wir deutlich zu wenig Niederschlag", sagt Hubertus Behringmeier, Vorsitzender im WLV-Bezirksverband Ostwestfalen.

Den sogenannten "Sommerungen", also Kartoffeln, Mais oder Rüben, mache das aktuell noch nicht viel aus. Schlimmer seien die Auswirkungen auf Getreidesorten wie Gerste und Weizen, die sich in einer entscheidenden Wachstumsphase befinden. "Jetzt ist das meiste Wasser nötig." Sonst werden die Körner in den Ähren nicht groß genug und verlieren an Wert.

Meteorologe bestätigt die Beobachtungen der Landwirte - und ihre Befürchtungen

Schwere Böden in der Region haben zwar eine gute Wasserhaltekraft, doch wo der Boden leichter ist, beispielsweise im südlichen Kreis Paderborn, wird das Wasser noch schlechter gespeichert. Dort rechnet Behringmeier schon jetzt mit Ernteeinbußen. Mit jedem Tag ohne Niederschlag würden diese letztlich größer ausfallen. "Deswegen wünschen wir uns sehnlichst Regen, am besten gleichmäßig über mehrere Tage."

Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst bestätigt die Beobachtungen der Landwirte - und ihre Befürchtungen. "Es ist nicht in Aussicht, dass es in naher Zukunft flächendeckend ergiebig regnen wird", sagt Föst. Der Wetterexperte bemüht das Gießkannenprinzip: "Der eine bekommt mal etwas mehr, der andere mal etwas weniger, aber dazwischen bleibt auch ein Teil des Bodens trocken." So sei es derzeit auch in OWL.

Derzeit seien im Kreis Minden-Lübbecke erst 30 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge gefallen, etwa 20 bis 25 Liter pro Quadratmeter. Normal wären damit zwischen 60 und 70 Litern. Das zeige sich auch im heimischen Garten. "Die Böden sind trocken wie Beton", sagt Föst.

Im vergangenen Jahr hätten sich Niederschläge und Trockenheit besser die Waage gehalten

Im vergangenen Jahr hätten sich Niederschläge und Trockenheit besser die Waage gehalten, erinnert sich Behringmeier, der selbst in Hövelhof Ackerland bewirtschaftet. "Das war ein Ausreißerjahr", sagt Meteorologe Föst. In den vergangenen zehn Jahren sei ein Trend hin zu trockenerem Frühjahr zu beobachten. Ob Landwirte in Ostwestfalen-Lippe sich auch auf Dauer darauf einstellen müssen, will Föst nicht prophezeien. "Das müssen wir einfach abwarten."

Sollte dieser Fall eintreten, könnten Landwirte höchstens auf die Forschung hoffen. "Man bräuchte dann ein Pflanze, die weniger Wasser benötigt", sagt Behringmeier. Mehr Dünger brächte hingegen "überhaupt nichts".

Information
Erdbeeren-Ernte stagniert

Auch die Erdbeerbranche hat mit den Wetterbedingungen zu kämpfen. Das Ernteergebnis der laufenden Saison soll nicht steigen, sagte der Experte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Felix Koschnick.

Jede vierte Erdbeere in Deutschland kommt aus Niedersachsen. Das Land ist mit 43.000 Tonnen der bundesweit größte Erdbeererzeuger. Auf dem zweiten Platz landet Nordrhein-Westfalen (rund 36.000 Tonnen) vor Baden-Württemberg (etwa 32.000 Tonnen).

Bundesweit bauen noch rund 2.400 Betriebe Erdbeeren an. Ihre Zahl sank zuletzt. Die Felder nahmen 2014 eine Größe von gut 19.000 Hektar ein. Das sind drei Viertel der Anbaufläche von Spargel.