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Wie fair ist fairer Handel?

Ein «NZZ Format» über den Boom beim fairen Handel und darüber, wie er wirklich etwas bewirken könnte: Sie können diese Dokumentation bereits jetzt in voller Länge in unserem Shop erwerben.

Katharina Deuber
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Seit 25 Jahren kann man sich das gute Gewissen kaufen – in Form von Produkten aus fairem Handel. Was damals in kirchlichen Kreisen begann, ist heute zu einer allgemein anerkannten Bewegung geworden. 3000 verschiedene Produkte aus den Entwicklungs- und Schwellenländern stehen in den Ladenregalen der reichen Industrienationen. Neben Kaffee und Bananen, den Klassikern des fairen Handels, gibt es inzwischen auch Rosen, Baumwolle oder sogar Gold mit dem Siegel «Fairtrade».

Besseres Leben oder nur besseres Geschäft?

Doch verbessert der faire Handel wirklich das Leben der Bauern und Arbeiter in den armen Ländern, oder ist er eher ein Marketinginstrument der Grossverteiler, um ihrer betuchten Klientel noch etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen? Studien zeigen, dass weniger als 10 Prozent der Bauern weltweit ihre Produkte zu fairen Preisen verkaufen können. Wer einmal dabei ist, profitiert jedoch. Für eine kleine Gruppe ist das Geschäft mit dem schlechten Gewissen also durchaus ein Gewinn.

Ein ungelöstes Problem ist die Abnahmegarantie. Die Grossverteiler in den Industrienationen nehmen den Bauern meist nur den Teil der Produktion ab, für den sie tatsächlich Kunden haben. Den Rest ihrer Ernte müssen die Produzenten anderswo loswerden, oft zu deutlich tieferen Preisen. In Afrika können die Bauern nur einen Drittel ihrer Ernte zu fairen Preisen verkaufen.

Was heisst eigentlich «fair»?

Es gibt unterschiedliche Fair-Trade-Label. Alle sind auf hohe Glaubwürdigkeit angewiesen. Dennoch konnten sie sich bis heute nicht auf eine einheitliche Definition von «fair» einigen. Jedes Siegel interpretiert den Begriff anders: Während die einen mehr Wert auf eine ausreichende Bezahlung legen, stehen bei anderen das Soziale oder die Ökologie im Fokus. Alle Siegel lassen ihre Standards aber unabhängig überprüfen.

Das Problem wie auch die Lösung liegen in der Aufteilung des Produktionskreislaufes: Solange die armen Länder vorwiegend Rohstoffe für Produkte exportieren, die dann in den reichen Ländern veredelt werden, bleibt die Wertschöpfung gering. Erst wenn ein grösserer Teil der Weiterverarbeitung in den Ursprungsländern erfolgt, würde das Ungleichgewicht nachhaltig verändert. Und solange die Konsumenten der wohlhabenden Industrienationen nicht bereit sind, mehr fair produzierte Produkte zu kaufen, profitiert nur eine kleine Elite von Bauern und Arbeitern von moderat besseren Lebensbedingungen.