Es war die Zeit, als wir keine Kinder mehr waren, aber auch noch keine richtigen Teenager. Die Sommernachmittage verbrachten wir am Rand des Schwimmbeckens, umweht vom Duft von Tiroler Nussöl und Chlor, in den Ohren das Geräusch vom glucksenden Wasser, ab und an unterbrochen von einem lauten Platschen, wenn wieder mal jemand eine Arschbombe machte.

Das Freibad war Mitte der achtziger Jahre unser Sommeralltag, 50 Pfennig kostete der Eintritt in den Ferien. Wenn ich beim Tauchen sah, wie sich die Sonnenstrahlen auf dem Grund des Beckens brachen, war ich glücklich. Ich wuchs in der alten Bundesrepublik, in Bayern, auf, in einer Zeit des Bäderbooms. Das Wirtschaftswunder hatte den Kommunen volle Kassen beschert, seit den sechziger Jahren wurde in den Bau von Frei- und Hallenbädern investiert. Die Schwimmlust erreichte auch dank der Olympischen Spiele 1972 in München einen Höhepunkt. Es war selbstverständlich, dass wir Kinder schwimmen lernten, so wie wir eben auch Fahrrad fuhren. Unsere ersten Badehosen und Badeanzüge zierte bald das orangefarbene Seepferdchen-Abzeichen, aus dem Wasser kamen wir erst, wenn unsere Lippen blau waren. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in meiner Klasse in der Kleinstadt irgendjemanden gab, der nicht schwimmen konnte.