BMW Nur im Labor ist der BMW 320d sauber

BMW 320d Quelle: BMW

Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat geprüft und den Abgasausstoß der BMW-Dieselmodells 320d für gesetzeskonform befunden. Juristisch mag das Auto zu 100 Prozent in Ordnung sein. Technisch ist es das nicht.

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Das Ergebnis ist da. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat geprüft und den Abgasausstoß der BMW-Dieselmodells 320d für gesetzeskonform befunden. Großes Aufatmen bei BMW: Die Anschuldigungen der Deutschen Umwelthilfe, die zur Überprüfung durch das KBA führten, seien nun bewiesener Quatsch, heißt es in München. Zu „100 Prozent in Ordnung“ sei der 3er-BMW.

Ist er das?

Bei der Standard-Messung im Labor ist das Auto sauber. Dass es beim Normalbetrieb auf der Straße ein Vielfaches der gesundheitsschädlichen Stickoxide emittiert, stört das KBA nicht. Das muss es auch nicht, denn das Gesetz verlangt nur die Einhaltung der Werte im Labor. Wenn das Auto auf der Straße munter die Abgasreinigung drosselt – weil es bergauf geht, weil das Auto anfährt oder überholt, weil heiße oder kühle Außentemperaturen herrschen oder auch nur, weil der Fahrer ein bisschen mehr aufs Pedal tritt, weil die Freude am Fahren ein wenig mit ihm durchgeht – dann ist das nicht das Problem des KBA und auch nicht von BMW. Denn wann immer der Motor ein bisschen stärker gefordert wird, kann die Abgasreinigung laut Gesetz gedrosselt werden.

Die Autobauer nennen das „Motorschutz“, obwohl es laut Motorexperten seit vielen Jahren gar keine Notwenigkeit für die diesen „Schutz“ mehr gibt. Aber diese Motorschutz-Lücke lässt nun mal das Gesetz – zumindest, wenn man es so liest wie das KBA. Die Europäische Union oder der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages vermögen die von den Autoherstellern so geschätzte Lücke nicht zu erkennen.

Was also kann der 3er-BMW? Er kann den Zulassungstest nach den Kriterien des NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) einhalten und übertreibt es mit dem angeblichen Motorschutz nicht mehr, als dem KBA lieb ist. Damit ist der Wagen vielleicht kein Fall für den Staatsanwalt. Aber zu 100 Prozent in Ordnung ist er noch lange nicht.

Wenn die drei Buchstaben BMW für sportliches Fahren stehen, dann sind die vier Buchstaben NEFZ das exakte Gegenteil. Schon bei seiner Erfindung vor Jahrzehnten war der NEFZ ein Witz, weil er mit dem realen Fahrverhalten praktisch nichts zu tun hat. Heute, wo die Autos oft ein Mehrfaches der PS-Leistung haben, ist der Test noch weniger aussagekräftig. Wer den für das Labor gedachten NEFZ im Straßenverkehr nachfährt, löst Staus und wilde Hupkonzerte aus – so unfassbar langsam ist eine Fahrt nach NEFZ-Regularien.

Die Deutsche Umwelthilfe hat den Testzyklus auf der Straße gefahren, hat sich aber erlaubt, zehn Prozent schneller zu fahren. Das ist immer noch ermüdend lahm, aber wenigstens ein bisschen näher an der normalen Benutzung eines Autos. Der BMW fuhr also zehn Prozent schneller als der Testzyklus vorschreibt, stieß dann aber rund 700 Prozent mehr Stickoxide aus. Eine derartige Explosion des Schadstoffausstoßes wegen einer so zaghaften Geschwindigkeitszunahme?

BMW bestreitet das im Kern gar nicht, verweist aber auf das Gesetz: Entscheidend ist, wie das Auto im Labor und nach NEFZ-Regeln abschneidet. Juristisch mag so ein Auto zu 100 Prozent in Ordnung sein. Technisch ist es das nicht. Schon gar nicht für einen Hersteller, dessen Kunden alles tun würden, bloß nicht im NEFZ-Modus herumzuschleichen.

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