Gründeralltag

Geld fürs Startups: “Probleme lösen wir gemeinsam”

Wie entscheiden Geldgeber, ob sie in ein Start-up investieren? "Natürlich analysieren wir Unternehmen sehr detailliert, aber bei der letzten Entscheidung ist ein sehr großes “Bauchelement” dabei", sagt Samuli Sirén von Redstone Digital.
Geld fürs Startups: “Probleme lösen wir gemeinsam”
Dienstag, 1. Mai 2018VonTeam

Von den meisten Finanzierungsrunden bekommt die Szene nur das Ergebnis mit. Am Ende heißt es immer einer oder mehrere Investoren investieren in dieses oder jenes Start-up. Wie die Entscheidung zu Stande gekommen ist, erfährt kaum jemand. Wir haben deswegen einmal mehrere Investoren gefragt: Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes? Hier die spannenden Antworten.

Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?

Beides: sich nur nach Daten zu orientieren ist riskant, da man nur auf die Vergangenheit schaut oder sich auf Prognosen verlässt. Nils Bohr – Nobelpreisträger in Physik – sagte einmal: “Prediction is very difficult, especially if it’s about the future.” Und das gilt erst recht für Technologien, mit denen wenig Erfahrung besteht und deren Einsatz in Märkten, die gerade erst entstehen. Letztlich setzen wir uns mit einem Unternehmer zusammen ins Boot und beteiligen uns am unternehmerischen Risiko. Da muss man auch an einer bestimmten Stelle sagen: Daran glaube ich, wir können zusammen gut arbeiten. Wir machen das jetzt und die Probleme werden wir gemeinsam lösen.
Markus Grundmann, senovo

Es gibt verschiedene Ansätze eine Evaluierung durchzuführen. Bei uns ist es ein iterativer Prozess zwischen Bauchgefühl, Sammeln und Bewerten von Datenpunkten, Abgleichen der Ergebnisse mit dem Bauchgefühl – und wieder von Vorne. Eine Investmententscheidung basierend auf reinem Bauchgefühl wird es niemals geben. Rein datenbasierte Entscheidungen funktionieren ebenfalls nicht. Soft Facts und Skills lassen sich nur bedingt anhand von Daten bewerten. Fakt ist, dass man anhand von Datenpunkten mehr oder weniger jeden Deal kaputt-analysieren kann. Am Ende der Evaluierung und Due Diligence ist es größtenteils das Bauchgefühl, welches einen Investor springen lässt.
Olaf Jacobi, Capnamic Ventures

Wir versuchen natürlich Daten-getrieben zu arbeiten. Wir analysieren Märkte und Parameter. Zudem sind für uns sogenannte “Reference Calls” mit Industrie- oder Technologie-Experten extrem wichtig. Am Ende des Tages bleibt aber auch ein bisschen Bauchgefühl. Glaubt man an ein Team, an eine Idee? Zum Glück lässt sich nicht alles in Zahlen ausdrücken. Das macht den Job erst richtig spannend.
Benedikt Herles, Vito Ventures

Natürlich analysieren wir Unternehmen sehr detailliert, aber bei der letzten Entscheidung ist ein sehr großes “Bauchelement” dabei.
Samuli Sirén, Redstone Digital

Bei bmp setzen wir auf schnell wachsende Technologieunternehmen, die in kurzer Zeit einen hohen Wert erreichen können und die wir gemeinsam mit den Gründern mit hoher Rendite in 3 bis 8 Jahren verkaufen können. Für eine Investmententscheidung prüfen wir in der Due Diligence genau. Ein erfahrenes Gründerteam, das sich untereinander gut ergänzt, ist sicherlich der wichtigste Faktor. Hierbei liegt unser Fokus auf dem technischen Know-How, Vertriebsaufbau und den Branchenzugang. Außerdem sollte der gut adressierbare, möglichst unregulierte Markt groß genug sein und wachsen. Wichtig ist, dass sich das Produkt und die Technologie, als auch der Vertrieb skalieren lassen und nicht für jeden einzelnen Kunden neue Features entwickeln werden müssen, um ihn zum Kauf zu bewegen. Die Unternehmensplanung – was soll bis wann entwickelt werden, wie ist der Sales Cycle und das Buying Center des Kunden strukturiert und wie finanziert man sich zukünftig aus dem Umsatz, Venture Capital, Fördermitteln etc. – sollte realistisch und nicht phantastisch sein. Für ein Investment sind auch die Mitgesellschafter und Co-Investoren und die bereits vorhandenen Verträge und Finanzierungen entscheidend. Die Unternehmensbewertung und die Gesamtfinanzierung sind weitere wesentliche Punkte. Außerdem sollte das Produkt oder die Dienstleistung ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen, dass sich nicht ohne großen Aufwand kopieren lässt. Die Themen dürfen dabei ruhig hoch innovativ sein. Bei bmp bilden wir verschiedene Technologiebereiche ab. Wir fühlen uns im Bereich Biotech, Med-Tech, Cleantech und IT zu Hause. Ich selber mache fast ausschließlich Startups aus den Bereichen Internet, Mobile, Mobility, Marktplätze und SaaS. Mit einigen Ausflügen im Bereich Biotech und Hardware kann ich aber auch über den Tellerrand gucken.
Jan Alberti, bmp

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Foto (oben): Shutterstock